Die Müllsammler - "Waste Pickers" - von Ghazipur, Indien
Auf der riesigen Mülldeponie von New Delhi in Ghazipur, etwa 25 Kilometer außerhalb gelegen, arbeiten die Ärmsten der Armen als Müllsammler, „Waste Pickers“, von den Indern „Kabari“ genannt. Sie suchen nach wiederverwertbarem Müll, vor allem nach Plastik, Stoffen, Holz, Papier und Metall. Ganz oben auf dem über 280.000 qm großen Müllberg, wo in regelmäßigen Abständen die Müllwagen in Staubwolken gehüllt ankommen und neue Fracht bringen, stochern Sie mit Metallhaken nach Brauchbarem und füllen es in große Plastiksäcke. [ Fortsetzung unter der Bildergalerie ]
Fotogalerie „Die Müllsammler von Ghazipur“
Heftiger Gestank umgibt mich, jeder Fehltritt lässt meine Schuhe im nachgiebigen, jauchigen Untergrund versinken. Ich konzentriere mich darauf, wo ich hintrete und versuche gleichzeitig nicht allzugenau hinzusehen, was aus dem Müll hervorlugt.
An der Oberkante des Müllbergs angekommen schweift der Blick bis weit zum Horizont über die in grauen Dunst gehüllten Vorstädte Delhis. Der Lärm der Großstadt ist weit entfernt. Das Dauerkreischen von tausenden von Vögeln, die aufgeschreckt über mir kreisen und sich dann wieder niederlassen, verbreitet eine eigenartige Endzeitathmosphäre. Sogar Greifvögel sind darunter. Dazwischen still vor sich hinkauende abgemagerte Rinder – wer weiß wie sie hier hergekommen sind … Hin und wieder das aufgeregte Gekläff vieler Hunde, wenn ich mich zu hastig bewege. Ein Stück weiter liegt eine Kuh am Boden – mit verdrehten Augen, im Todeskampf mit den Beinen zuckend.
Das ist die tägliche Umgebung der Waste Pickers, unvorstellbar für uns. Männer und Frauen arbeiten hier gleichermaßen für ein paar Euro am Tag, auch viele Kinder. Es wird wenig gesprochen, schon gar nicht unter den Geschlechtern. Allein die Kinder scheinen dem Ganzen etwas Spielerisches abgewinnen zu können. Ein Lachen hier, ein schüchternes Lächeln da; bald überwiegt die Neugier und sie überwinden ihre anfängliche Scheu. Einige haben schließlich sogar Spaß daran, für meine Kamera zu posieren und die Bilder hinterher anzusehen.